... der schönste CSD der letzten 10 Jahre!
München, den 11. Juli 2009Pressemitteilung
Münchner CSD: Politik und Party für Akzeptanz und Gleichstellung
Lesben, Schwule und Transgender fordern Erweiterung des Grundgesetzes und Öffnung der Ehe
Nach Polit-Parade und Straßenfest auf dem Marienplatz bei den Veranstaltern LeTRa, Sub, Münchner Aids-Hilfe und Rosa Liste nur strahlende Gesichter: das sei der schönste CSD der letzten 10 Jahre, ein Spitzen-CSD.
Den besten Anfang machte dabei das Wetter. Nach dem Regen der letzten Jahre, sorgte der ganztägige Sonnenschein nicht nur für ausgelassene Stimmung, sonder auch für eine Beteiligung wie noch nie.
Punkt 12 Uhr gaben CSD-Sprecherin Rita Braaz und Stadtrat Thomas Niederbühl das Startzeichen für die Polit-Parade durch die Münchner Innenstadt - mit über sechstausend TeilnehmerInnen und 50.000 Zuschauern, soviel wie nie.
Angeführt von Oberbürgermeister Christian Ude, dem langjährigen Schirmherrn des Münchner CSD, zusammen mit Bürgermeister Hep Monatzeder und Stadtrat Thomas Niederbühl zeigten fast 50 Wagen und Fußgruppen die bunte Vielfalt der Münchner Community. Unter dem diesjährigen Motto „Lust auf Leben“ zeigten die Gruppen, Initiativen und Vereine was sie für München leisten und fordern: das reichte von der Sub-Beratungsstelle für schwule Männer („Schwulsein ist schön, macht aber viel Arbeit“) bis zur Münchner Aids-Hilfe, die zu ihrem 25jährigen Jubiläum auf 25 Schildern ihre Angebote präsentierte – vom HIV-Test bis zur schwulen Alten-WG. Mit einem Lesben-Laster „Lust auf lesbisches Leben“ forderte LeTRa mehr Sichtbarkeit von Lesben. Szene-Wirt Dietmar Holzapfel, der in den letzten Jahren mit einem Papstwagen zu homophobe Positionen der Kirche sogar die Staatsanwaltschaft beschäftigte, machte auf die Vielzahl der Länder aufmerksam, in denen Homosexuelle mit Verfolgung und Todesstrafe rechnen müssen. Menschenrechte seien unteilbar.
Das Straßenfest am Nachmittag wurde von Stadtrat Niederbühl und Oberbürgermeister Ude eröffnet. Niederbühl sah in der schwul-lesbischen Münchner Erfolgsgeschichte („Wir waren noch nie so sichtbar und so akzeptiert“) allen Grund zum Feiern, forderte dann aber kämpferisch „wirkliche Gleichstellung“. Zentrale Forderungen waren die Öffnung der Ehe, weil auch die Lebenspartnerschaft als Sondergesetz keine Gleichbehandlung sei. Außerdem verlangte er die Erweiterung des Artikel 3 des Grundgesetzes um „sexuelle Identität“ - eine Kampagne der sich sämtliche deutsche CSDs angeschlossen haben. Und speziell für München will er ein Denkmal für die homosexuellen NS-Opfer, um diese nicht länger totzuschweigen.
Oberbürgermeister Ude bekräftige in seiner Ansprache die Wichtigkeit des CSD und seiner Schirmherrschaft, da es neben rechtlichen Defiziten immer noch mangelnde Akzeptanz gäbe. Schließlich sei die bayerische Aids-Politik mit Zwangsmaßnahmen und Ausgrenzung der schwulen Szene gerade mal 25 Jahre her. Da sei jeder Stillstand politischer Rückschritt.
Überhaupt begann das Bühnenprogramm sehr politisch: in Polit-Talks mit schwul-lesbischen kommunalen Mandatsträgern und Bundestagskandidaten; in Statements von Community-Vertretern; in einer bewegenden Gedenkaktion für die 1.200 Münchnerinnen und Münchner, die an Aids verstorben sind.
Auf einem völlig überfüllten Marienplatz drängten sich Zehntausende vor der Bühneshow, die zum ersten Mal von den TV-Moderatoren Ramona Leiß und Ricky Breitengrader moderiert wurde. Besondere Highlights waren die Frauenband „BETTY“, die mit ihrem Titelsong zur Serie „L-Word“ vor allem die Lesben begeisterte, und die Live-Castingshow „Village Boys“ von TIMM, dem ersten schwulen TV-Sender.
Etwas ruhiger ging es an den über 30 Info-Ständen der Community zu, die dort die Vielfalt ihrer Arbeit präsentierten. Am völlig überfüllten Rindermarkt tobte dann wieder Münchens größte Open-Air-Disco.
Die „traditionelle Veranstaltung auf dem Marienplatz“ wird nach Stadtratsbeschluss zum ersten Mal bis Mitternacht stattfinden. Gleichzeitig öffnet um 22 Uhr wieder das Rathaus seine Pforten, was es nur beim Münchner CSD gibt. Bis 5 Uhr können 2.500 Menschen beim ausverkauften CSD-Rathausclubbing wieder in sämtlichen Sitzungssälen, Fluren und Innenhöfen tanzen und chillen.
Zum morgigen Stöckelschuhlauf erwarten die Veranstalter bei sonnigem Wetter wieder 30.000 Münchnerinnen und Münchner.
„Der enorme Zuspruch gibt uns recht“, resümiert CSD-Sprecherin Rita Braaz: „Uns ist wieder eine hervorragende Mischung aus Politik und Party gelungen, da ist die Community und das tolerante München gern dabei.“
Verantwortlich:
Thomas Niederbühl, Politischer Sprecher des CSD, 0171 – 834 88 53
Rita Braaz, CSD-Pressesprecherin, 0179 – 29 56 782