Das Motto 2009: "Lust auf Leben"
Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender bringen mit Politik und Party ihre bunte Vielfalt auf die Straße, um mit „Lust auf Leben“ zu feiern und zu fordern.
Lebenslust: Aids-Hilfe als Erfolgsmodell
Mit dem diesjährigen Motto „Lust auf Leben“, auf das sich die Veranstalter und die beteiligten Organisationen mit breitem Konsens geeinigt haben, nimmt der Münchner CSD zunächst Bezug auf das 25jährige Bestehen der Münchner Aids-Hilfe und deren Motto „25 Jahre Lebenslust“.
Dazu Thomas Niederbühl, politischer CSD-Sprecher und Stadtrat der Rosa Liste: „Schwule Männer nahmen die Herausforderung durch die tödliche Krankheit Aids an und gründeten ganz im Sinne von Selbsthilfe, politischer Interessenvertretung und solidarischem Engagement 1984 die erst regionale Aids-Hilfe. Sie schufen mit dem Aids-Geschehen aktuelle Hilfsangebote und stellten sich der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung. Bayern setzte ja auf das Seuchenrecht des 19.Jahrhunderts, von Absonderung bis Zwangstests wurde alles diskutiert.
Wir wehrten uns erfolgreich gegen die Einschränkung und Zerstörung unserer Lebensstile und unserer Szene. Aufklärung, Information, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung setzten sich durch. Damit ist Aids-Hilfe für uns ein Modell für ein erfolgreiches politisches und soziales Handeln der Community, das auch übertragen und verallgemeinert werden kann: Wir lassen uns trotz aller politischen und rechtlichen Widrigkeiten unsere Lebensstile und damit unsere ‚Lust am Leben’ nicht einschränken.“
Dazu Thomas Niederbühl, politischer CSD-Sprecher und Stadtrat der Rosa Liste: „Schwule Männer nahmen die Herausforderung durch die tödliche Krankheit Aids an und gründeten ganz im Sinne von Selbsthilfe, politischer Interessenvertretung und solidarischem Engagement 1984 die erst regionale Aids-Hilfe. Sie schufen mit dem Aids-Geschehen aktuelle Hilfsangebote und stellten sich der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung. Bayern setzte ja auf das Seuchenrecht des 19.Jahrhunderts, von Absonderung bis Zwangstests wurde alles diskutiert.
Wir wehrten uns erfolgreich gegen die Einschränkung und Zerstörung unserer Lebensstile und unserer Szene. Aufklärung, Information, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung setzten sich durch. Damit ist Aids-Hilfe für uns ein Modell für ein erfolgreiches politisches und soziales Handeln der Community, das auch übertragen und verallgemeinert werden kann: Wir lassen uns trotz aller politischen und rechtlichen Widrigkeiten unsere Lebensstile und damit unsere ‚Lust am Leben’ nicht einschränken.“
Lustvoll: für Gleichstellung und Akzeptanz
Rita Braaz, CSD-Sprecherin, sieht gerade in der Münchner Erfolgsgeschichte der Community, dass sich schwulen- und lesbenpolitisches Engagement lohnt. Neben der Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen werden lesbisch-schwule Projekte, von Jugendzentrum bis rosa Altenarbeit, städtisch gefördert. Um schwul-lesbische Touristen wird geworben. Tausende können im Bierzelt auf der Wiesn, bei Strassenfesten und sogar einem pinkfarbenen Weihnachtsmarkt feiern. Die Community ist sichtbarer denn je. Das Klima in der Stadt insgesamt lesben- und schwulenfreundlich. Die Szene regiert durch Rosa Liste im Rathaus mit. Der Freistaat lässt „Homo-Ehen“ endlich im Standesamt schließen.
Auch wenn das alles Gründe seien, den CSD zu feiern, dürfe dies jedoch nicht zu dem falschen Schluss führen, für Lesben, Schwule und Transgender sei gesellschaftliche Gleichstellung und Akzeptanz schon erreicht.
„Die Ehe steht Homosexuellen immer noch nicht offen. Die Adoption wird uns verweigert. Das Grundgesetz garantiert uns auch nach 60 Jahren noch keine Gleichstellung. Im Alltag müssen wir immer noch Abwertungen, Ausgrenzungen und Diskriminierungen erfahren, ob am Arbeitsplatz, in der Schule, als Jugendliche, Alte oder HIV-Positive“, erklärt Pressesprecherin Rita Braaz. Schließlich profiliere sich die katholische Kirche immer homophober, Bischöfe reden medienwirksam von der Heilung Homosexueller. Anti-homosexuelle Gewalt sei nicht nur in Osteuropa ein Thema. Rechte Politik werde gesellschaftsfähiger, selbst der CSD musste die letzten beiden Jahre rechte Störer ertragen. Gegen Rechts fordert Braaz auch besondere Aufmerksamkeit und eine sichtbare Erinnerungskultur: „Vor 75 Jahren begann mit einer Razzia in München eine bayernweite systematische Verfolgung und Vernichtung von Homosexuellen und deren Infrastruktur. Erst vor 40 Jahren wurde durch die Reform des Naziparagrafen 175 Homosexualität entkriminalisiert und dieser Sonderparagraf gerade vor 15 Jahren abgeschafft.“ Akzeptanz sei immer noch brüchig, Toleranz habe immer wieder ihre Grenzen. „Mit unserem Motto können sämtliche Vereine, Gruppen und Initiativen aus ihrer Perspektive auf bestehende Defizite aufmerksam machen und lustvoll Forderungen stellen, gerade auch zur Bundestags- und Europawahl“, hofft Braaz.
„Denn politische Erfolge sind nicht nur gut für uns, sondern auch gut für München“, ergänzt Stadtrat Niederbühl. „Eine vielfältige und solidarische Szene bereichert nicht nur die Stadt, sondern zeigt auch vorbildlich wie Integrationspolitik gelingen kann.“
„Die Ehe steht Homosexuellen immer noch nicht offen. Die Adoption wird uns verweigert. Das Grundgesetz garantiert uns auch nach 60 Jahren noch keine Gleichstellung. Im Alltag müssen wir immer noch Abwertungen, Ausgrenzungen und Diskriminierungen erfahren, ob am Arbeitsplatz, in der Schule, als Jugendliche, Alte oder HIV-Positive“, erklärt Pressesprecherin Rita Braaz. Schließlich profiliere sich die katholische Kirche immer homophober, Bischöfe reden medienwirksam von der Heilung Homosexueller. Anti-homosexuelle Gewalt sei nicht nur in Osteuropa ein Thema. Rechte Politik werde gesellschaftsfähiger, selbst der CSD musste die letzten beiden Jahre rechte Störer ertragen. Gegen Rechts fordert Braaz auch besondere Aufmerksamkeit und eine sichtbare Erinnerungskultur: „Vor 75 Jahren begann mit einer Razzia in München eine bayernweite systematische Verfolgung und Vernichtung von Homosexuellen und deren Infrastruktur. Erst vor 40 Jahren wurde durch die Reform des Naziparagrafen 175 Homosexualität entkriminalisiert und dieser Sonderparagraf gerade vor 15 Jahren abgeschafft.“ Akzeptanz sei immer noch brüchig, Toleranz habe immer wieder ihre Grenzen. „Mit unserem Motto können sämtliche Vereine, Gruppen und Initiativen aus ihrer Perspektive auf bestehende Defizite aufmerksam machen und lustvoll Forderungen stellen, gerade auch zur Bundestags- und Europawahl“, hofft Braaz.
„Denn politische Erfolge sind nicht nur gut für uns, sondern auch gut für München“, ergänzt Stadtrat Niederbühl. „Eine vielfältige und solidarische Szene bereichert nicht nur die Stadt, sondern zeigt auch vorbildlich wie Integrationspolitik gelingen kann.“