LESBEN UND SCHWULE GEMEINSAM GEGEN AIDS
Immer und immer wieder waren es Frauen, besonders Lesben, die in jeder Lage ihre schwulen Freunde liebevoll pflegten und in vorderster Reihe für sie kämpften.*
*Zitat: Paul Boneberg im Film „We Were Here” über das Engagement der Frauen während der Aids-Krise im San Francisco der 80er Jahre.
Wenn wir uns in diesem Jahr zum vierten Mal 500 Luftballons im Gedenken an die an den Folgen von HIV und Aids Verstorbenen steigen lassen, dann ist es Zeit, sich an den wertvollen Beitrag von Frauen und Lesben am Kampf gegen Aids zu erinnern. Bis zum existentiellen Einschnitt, den die Aids Krise im Leben schwuler Männer markiert hat, waren lesbische Sichtbarkeit und solidarisches Miteinander auch kein Thema in der Gay Community der Vereinigten Staaten. Im Gegenteil, schwule Männer behandelten lesbische Frauen nicht anders als hetero Männer Frauen behandelten. Sie wurden ignoriert und es wurde auf sie herabgeblickt. Vorbehalte, Vorurteile und Ängste gegenüber Lesben, gespeist auch von ihrem feministisch geprägten Kampf um Gleichstellung, beherrschten den Umgang. Häufig waren sich die einzelnen Teile der Gay Liberation Movement fremd, wiewohl sie doch einen gemeinsamen Kampf um Respekt und zur Durchsetzung ihrer Bürgerrechte führten.
So wie die Aids Epidemie das Leben in der Community radikal veränderte, wie sich unter dem Eindruck seiner verheerenden Folgen neue Formen gemeinsamer Fürsorge, Pflege und Solidarität entwickelten, so sollte sich auch der eigenen Blick auf die Community durch Aids radikal verändern. In einem Interview im „New York“ Magazin vom 10.05.1993 beschreibt die langjährige Direktorin der National Gay and Lesbian Task Force (NGLT), Torie Osborn, die damalige Situation: „Es [Aids] hat das Leben der Menschen dramatisch verändert. Gleichzeitig entstanden Freundschaften. Die Zusammenarbeit zwischen Schwulen und Lesben wurde so intensiv, dass sich daraus ein Netzwerk der Fürsorge und des Mitgefühls entwickelte. Ich habe erlebt, wie Lesben, die sich um Männer oder Schwule nie geschert haben, sterbende schwule Männer in ihren Armen hielten.“
Im Dokumentarfilm „We Were Here“ von David Weissman erzählt die Krankenschwester Eileen Glutzer davon, wie im San Francisco General Hospital die erste Aids-Station eingerichtet wurde. Damals waren die Übertragungswege dieser bedrohlichen, tödlichen Krankheit noch vollkommen unbekannt. Entsprechende Sorgen machte sich die Klinik, wie diese Station mit Pflegekräften besetzt werden könnte. Zu aller Überraschung meldeten sich jedoch innerhalb kürzester Zeit genügend Krankenschwestern, überwiegend Lesben, um die erkrankten schwulen Freunde zu betreuen. Sie widmeten sich ihrer Aufgabe mit beispielloser Hingabe und vorbehaltloser Liebe. Doch beschränkte sich die Solidarität von Lesben nicht auf die Pflege. Als auf dem Höhepunkt der Krise die Blutkonserven auszugehen drohten, riefen lesbische Organisationen zum Blutspenden auf. 100 Meter lange Schlangen nur aus Frauen bildeten sich vor den Blutspendestellen in San Francisco und sorgten für das dringend benötigte Blut. Als die Männer in den LGBT Organisationen vom Kampf geschwächt waren, traten Frauen an ihre Stelle und an die Spitze: Urvashi Vaid und Torie Osborn bei der NGLT oder Ellen Carton als Geschäftsführerin von GLAAD/New York. Auch der Münchner Aids-Hilfe, ursprünglich aus schwulen Vereinen gegründet, war es wichtig, keine exklusive Einrichtung schwuler Männer zu sein. Sie hatte und hat viele engagierte Frauen, auch in ihren Vorständen.
Im Dokumentarfilm „We Were Here“ von David Weissman erzählt die Krankenschwester Eileen Glutzer davon, wie im San Francisco General Hospital die erste Aids-Station eingerichtet wurde. Damals waren die Übertragungswege dieser bedrohlichen, tödlichen Krankheit noch vollkommen unbekannt. Entsprechende Sorgen machte sich die Klinik, wie diese Station mit Pflegekräften besetzt werden könnte. Zu aller Überraschung meldeten sich jedoch innerhalb kürzester Zeit genügend Krankenschwestern, überwiegend Lesben, um die erkrankten schwulen Freunde zu betreuen. Sie widmeten sich ihrer Aufgabe mit beispielloser Hingabe und vorbehaltloser Liebe. Doch beschränkte sich die Solidarität von Lesben nicht auf die Pflege. Als auf dem Höhepunkt der Krise die Blutkonserven auszugehen drohten, riefen lesbische Organisationen zum Blutspenden auf. 100 Meter lange Schlangen nur aus Frauen bildeten sich vor den Blutspendestellen in San Francisco und sorgten für das dringend benötigte Blut. Als die Männer in den LGBT Organisationen vom Kampf geschwächt waren, traten Frauen an ihre Stelle und an die Spitze: Urvashi Vaid und Torie Osborn bei der NGLT oder Ellen Carton als Geschäftsführerin von GLAAD/New York. Auch der Münchner Aids-Hilfe, ursprünglich aus schwulen Vereinen gegründet, war es wichtig, keine exklusive Einrichtung schwuler Männer zu sein. Sie hatte und hat viele engagierte Frauen, auch in ihren Vorständen.
Vielleicht hat die über weite Strecken verletzende Diskussion um ein lesbisches Motto und lesbische Sichtbarkeit auf dem Münchner CSD auch damit zu tun, dass in Deutschland vergleichbare Erfahrungen der engen Zusammenarbeit und Kooperation fehlen? Eine der Ursachen könnte sein, dass die hiesigen Netzwerke weniger auf private Initiative und Hilfe zurückgeworfen waren, als in den Vereinigten Staaten. Für die Gedenkaktion ist es ein willkommener Anlass, um auf diesen wichtigen Abschnitt in unserer Geschichte hinzuweisen. Wir können noch heute daraus lernen, denn der Weg zu zweit ist auch hier nur halb so weit. In diesem Sinn will die diesjährige Gedenkaktion daran erinnern, dass wir gemeinsam für die Anerkennung unserer Lebensweise streiten müssen und dabei die Erfahrungen aus dem solidarischen Kampf mit und gegen Aids in unserer aller Herzen bewahren.
Text: Mario Simeunovic
CSD-Gedenkaktion am CSD 2011
500 Luftballons für unsere an HIV und Aids Verstorbenen
Am CSD 2011 werden wir wieder gemeinsam vor dem Müchner Rathaus unseren Freundinnen und Freunden gedenken, die an den Folgen von HIV/Aids verstorben sind. Noch immer sterben Menschen an den Folgen von HIV und Aids, auch in diesem Jahr, auch in München.
Nach den politischen Redebeiträgen am CSD-Samstag, 9. Juil gegen 16:00 Uhr werden wir einen Moment innehalten, um jener zu gedenken, die nicht mehr an unserer Seite stehen, die aber doch so wichtige waren, in unserer Leben und für unsere Freiheit.
Die Sängerin und Songwriterin Steffi List wird unser gemeinsames Gedenken auf dem Marienplatz mit ihrer Interpretation des Queen-Songs „The Show must go on“ begleiten. Wir laden Euch herzlich ein, mit uns dazu 500 Luftballons steigen zu lassen.
Nach den politischen Redebeiträgen am CSD-Samstag, 9. Juil gegen 16:00 Uhr werden wir einen Moment innehalten, um jener zu gedenken, die nicht mehr an unserer Seite stehen, die aber doch so wichtige waren, in unserer Leben und für unsere Freiheit.
Die Sängerin und Songwriterin Steffi List wird unser gemeinsames Gedenken auf dem Marienplatz mit ihrer Interpretation des Queen-Songs „The Show must go on“ begleiten. Wir laden Euch herzlich ein, mit uns dazu 500 Luftballons steigen zu lassen.