CSD München - Die Welt im Blick
(München, 26.6.12)
Unter dem Motto "Fight for global rights – Solidarität kennt keine Grenzen" blickt der Christopher-Street-Day am 14. und 15. Juli weit über den bayerischen Tellerrand hinaus. Inhaltlicher Schwerpunkt der queeren Feier-Tage ist die Situation von Lesben, Schwulen und Transgendern in aller Welt. Dazu hat der CSD Gäste aus Budapest, Zagreb und Münchens ukrainischer Partnerstadt Kiew eingeladen, die auch bei Veranstaltungen im Sub-Zentrum und auf dem Marienplatz sprechen werden.
Aktuell: Angriff auf ukrainischen Aktivisten
Überschattet wird die Vorfreude auf unsere Gäste von einem Gewaltakt gegen den Organisator der Gay Pride in Kiew, der ebenfalls nach München eingeladen ist: Taras Karasiichuk wurde vor einigen Tagen vor seinem Haus in Kiew von Hooligans schwer verletzt. Derzeit liegt der ukrainische Aktivist mit einer Gehirnerschütterung und mehrfachem Kieferbruch im Krankenhaus. Ob er die geplante Reise zum Münchner CSD antreten und wie geplant an diversen Veranstaltungen teilnehmen kann, ist fraglich.
Und das sind die Gäste des Münchner CSD
Sanda Brumen und Sandra Juras (Kroatien) sind Aktivistinnen der Lesbenorganisation "Kontra" aus Zagreb und Organisatorinnen des Gay Pride Split. Obwohl 2008 ein Antidiskriminierungsgesetz in Kroatien verabschiedet wurde, sind Anfeindungen nach wie vor Alltag. Wer sich in der Öffentlichkeit zeigt, riskiert viel. Eine Erfahrung, die sie selbst 2011 während der Gay Pride-Parade in Split machen müssen. Gerade einmal 300 waren es, die sich einer riesigen Masse an gewalttätigen Gegendemonstranten stellen mussten. Das große Polizeiaufgebot verhinderte nicht, dass die friedliche Parade mit Steinen, Feuerwerkskörpern und Hasstiraden begrüßt wurde. Dennoch wollen sie sich weiter für Sichtbarkeit und Akzeptanz von homo-, bi-, trans- und intersexuellen sowie queeren Lebensweisen einsetzen. Kroatien wird 2013 Mitglied der EU, Sanda und Sanja hoffen auf positive Entwicklungen im Zuge des Angleichungen an EU-Standards.
Gábor Lázsló und András Bolyan (Ungarn) sind Organisatoren der Eurogames 2012, die am kommendem Wochenende in Budapest und somit erstmals in einem osteuropäischen Land stattfinden. 2009 erhielt Budapest den Zuschlag für die Ausrichtung der größten queeren Sportveranstaltung des Kontinents. Ein Jahr später ging ein konservativer Ruck durch Ungarn, auch Budapests neuer Bürgermeister István Tarlós ist Vertreter der nationalkonservativen Fidesz-Partei. Toleranz homosexuellen Lebensweisen ist hier kaum ein Thema. So mussten die EuroGames ohne staatliche oder städtische Zuwendungen finanziert werden. Aus Furcht vor Übergriffen hielten die Organisatoren die Sportstätten und Sammelpunkte lange geheim, alle Events sind mit Sicherheitspersonal ausgestattet. In München werden die beiden über die Erfahrungen der viertägigen Sport- und Kulturereignisses berichten.
Stanislav Mishchenko und Taras Karasiichuk (Ukraine) sind LGBT-Aktivisten aus der ukrainischen Hauptstatd Kiew. „Ich wurde schon mehrfach zusammenschlagen, nur weil ich schwul aussehe“, berichtet Taras. Und genau das ist vor einigen Tagen wieder passiert (siehe oben). Mit ihrem Team haben die beiden im Mai diesen Jahres unter schwierigen Bedingungen den Kiew Pride 2012 organisiert, dessen Parade wegen akuter Gefahr durch Gewalt bereite Gegendemonstranten aber kurzerhand abgesagt werden musste. „Wir existieren bislang in der Ukraine nicht“, meint Taras. Nicht zuletzt plant die ukrainische Regierung ein Gesetz nach russischem Vorbild, wonach jede Form des öffentlichen Auftretens von Lesben, Schwulen und Transgenders strafbar werden soll. Das wäre das Ende öffentlicher Arbeit. Ob Taras als Opfer der erst kürzlich geschehenen Gewalttat nach München kommen kann, ist derzeit noch nicht abzusehen.
Hier sind unsere Gäste zu sehen und zu hören:
Die Welt im Blick
Podiumsveranstaltung mit Gästen aus Zagreb, Budapest und der Ukraine
Moderation: Peter Jungblut (BR)
Donnerstag, 12 Juli, 19.30 Uhr
Sub-Zentrum, Müllerstr. 14
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
Wir bedanken uns bei der Münchner Regenbogenstiftung
für die Unterstützung!
CSD München
Internationale Aktivist_innen berichten von der Situation in ihrem Heimatland
Samstag, 14. Juli, zwischen 17 Uhr und 17.30 Uhr
Hauptbühne Marienplatz