"Für ein solidarisches Miteinander: Lesben vor!"
Rosa-Liste-Stadtrat Thomas Niederbühl
Liebe Freundinnen und Freunde,
auch in diesem Jahr erinnern wir in München mit dem CSD an den Beginn der weltweiten Schwulen- und Lesbenbewegung durch die Stonewall-Unruhen 1969 in der Christopher-Street in New York. Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender werden wieder mit Polit-Parade und Stadtfest ihre bunte Vielfalt feiern und noch mehr Sichtbarkeit, Akzeptanz und gerechte Gleichstellung fordern.
Damit diese Vielfalt endlich auch wahrgenommen wird, haben sich die Veranstalter, LeTRa, Münchner Aids-Hilfe, Rosa Liste und Sub, und die beteiligten LGBT-Organisationen des Münchner Szene-Stammtisch in breitem Konsens auf das Motto „Für ein solidarisches Miteinander: Lesben vor!“ geeinigt.
Bereits beim ersten CSD 1980 in München waren bei den hundert Leuten, die auf die Straße gingen, ein Dutzend Lesben dabei. Seit 15 Jahren treten wir ausdrücklich als schwul-lesbisch auf und veranstalten seit zehn Jahren gemeinsam den CSD. Für uns Veranstalter ist das selbstverständlich, aber die Medien berichten immer noch über die ‚Schwulenparade‘, die durch das ‚Schwulenviertel‘ zieht. Das ist symptomatisch für die gesellschaftliche Ignoranz gegenüber Lesben. Auch bei der Verpartnerung, die Lesben und Schwulen offen steht, wird immer noch von ‚Schwulenehe‘ geredet. Deshalb wollen wir in diesem Jahr die Lesben in den Vordergrund stellen, um solidarisch auf deren Unsichtbarkeit, Ignoranz und Abwertung in Medien, Gesellschaft und Politik -wie auch in Teilen unserer eigenen Szene- hinzuweisen, und gemeinsam für gleichberechtigte Sichtbarkeit, gleiche Rechte und Akzeptanz zu kämpfen.
Beim CSD ging es nie darum, nur nebeneinander -oder gar gegeneinander- zu marschieren, zu feiern und zu fordern. Es geht seit Jahren auch um ein Miteinander und Füreinander - nicht nur beim CSD. Schließlich können wir nur im solidarischen Miteinander gesellschaftliche Gleichstellung und Fortschritte erreichen, die uns als Schwule, Bisexuelle, Transgender und eben auch als Lesben gemeinsam betreffen. Da darf es kein Gefälle zwischen den einzelnen Gruppen in unserer Community geben. Das drückt sich im Motto klar aus und hat lange Tradition. Bereits 1985 veranstalteten Lesben und Schwule gemeinsam eine Kulturwoche Viorosa. 1992 war Rosa Liste die erste Gruppierung, die sich ausdrücklich schwul-lesbisch verstand. Heute sind die meisten Vereine gemischt, von den Sportvereinen bis zum Jugendzentrum, und wir bringen Projekte, wie zuletzt die Münchner Regenbogenstiftung, gemeinsam auf den Weg.
Auch die Stadtpolitik nimmt die Lesben verstärkt in den Blick. Dank dem Einsatz der Rosa Liste wird die Lesbenberatungsstelle LeTRa seit 15 Jahren städtisch gefördert und konnte in diesem Jahr als immer noch einzige Lesbenberatungsstelle in ganz Bayern ihr Jubiläum feiern. Auf Initiative von Lydia Dietrich und mir hat der Stadtrat im letzten Jahr lesbische Sichtbarkeit zum Schwerpunkt städtischer Gleichstellungspolitik gemacht. Und auf unsere Initiative wurde in diesem Jahr Dr.Lising Pagenstecher als Pionierin der Münchner Lesbenbewegung mit „München leuchtet“ städtisch geehrt.
Gerade die Münchner Erfolgsgeschichte zeigt, dass sich gemeinsames schwulen- und lesbenpolitisches Engagement lohnt. Die Community ist sichtbarer denn je. Das Klima in der Stadt insgesamt lesben- und schwulenfreundlich. Aber das reicht nicht.
Ein schwuler Außenminister und die „Homo-Ehe“ garantieren noch keine gesellschaftliche Gleichstellung und Akzeptanz. Die Ehe steht uns immer noch nicht offen. Die Adoption wird uns verweigert. Das Grundgesetz garantiert uns auch nach über 60 Jahren noch keine Gleichstellung. Im Alltag müssen wir immer noch Abwertungen, Ausgrenzungen und Diskriminierungen erfahren. Am Arbeitsplatz ist nur die Hälfte offen schwul oder lesbisch, bei Jugendlichen nur zehn Prozent. Außerdem profiliert sich die katholische Kirche immer homophober, anti-homosexuelle Gewalt ist für viele traurige Realität, in Meinungsumfragen sinkt die Akzeptanz.
Wir dürfen uns mit dem Erreichten also nicht zufrieden geben und müssen auch in Zukunft auf bestehende Defizite hinweisen, erfolgreich Politik machen. Dafür ist Solidarität gefragt, in unserer Community und in der ganzen Stadt. Denn sichtbare Gleichberechtigung darf nicht als Bedrohung empfunden werden, auf die mit Abwertung und Ausgrenzung reagiert wird, sondern als Bereicherung. Die bunte Vielfalt bereichert unsere Community und eine vielfältige, solidarische und aktive Szene bereichert die Stadt. Von unseren Freiheiten und Lebensstilen profitieren nicht nur wir in der LGBT-Gemeinde gegenseitig, sondern auch alle anderen in der Stadt. Dies sollte für uns alle selbstverständlich sein.
Wenn dieses solidarische Miteinander aber in den letzten Monaten vereinzelt immer wieder in Frage gestellt wurde, dann sind die Veranstaltungen der Pride Week eine gute Gelegenheit, über unterschiedliche Interessen, schwul-lesbische Zusammenarbeit und gemeinsame Solidarität ins Gespräch zu kommen.
Den vielen Frauen und Männern, die durch ihr unglaublich großes ehrenamtliches Engagement, den CSD überhaupt ermöglichen, sage ich herzlich Danke. Und uns allen wünsche ich einen schönen, friedlichen und solidarischen CSD: Lesben vor!
Euer
Politischer CSD-Sprecher
und Stadtrat der Rosa Liste
auch in diesem Jahr erinnern wir in München mit dem CSD an den Beginn der weltweiten Schwulen- und Lesbenbewegung durch die Stonewall-Unruhen 1969 in der Christopher-Street in New York. Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender werden wieder mit Polit-Parade und Stadtfest ihre bunte Vielfalt feiern und noch mehr Sichtbarkeit, Akzeptanz und gerechte Gleichstellung fordern.
Damit diese Vielfalt endlich auch wahrgenommen wird, haben sich die Veranstalter, LeTRa, Münchner Aids-Hilfe, Rosa Liste und Sub, und die beteiligten LGBT-Organisationen des Münchner Szene-Stammtisch in breitem Konsens auf das Motto „Für ein solidarisches Miteinander: Lesben vor!“ geeinigt.
Bereits beim ersten CSD 1980 in München waren bei den hundert Leuten, die auf die Straße gingen, ein Dutzend Lesben dabei. Seit 15 Jahren treten wir ausdrücklich als schwul-lesbisch auf und veranstalten seit zehn Jahren gemeinsam den CSD. Für uns Veranstalter ist das selbstverständlich, aber die Medien berichten immer noch über die ‚Schwulenparade‘, die durch das ‚Schwulenviertel‘ zieht. Das ist symptomatisch für die gesellschaftliche Ignoranz gegenüber Lesben. Auch bei der Verpartnerung, die Lesben und Schwulen offen steht, wird immer noch von ‚Schwulenehe‘ geredet. Deshalb wollen wir in diesem Jahr die Lesben in den Vordergrund stellen, um solidarisch auf deren Unsichtbarkeit, Ignoranz und Abwertung in Medien, Gesellschaft und Politik -wie auch in Teilen unserer eigenen Szene- hinzuweisen, und gemeinsam für gleichberechtigte Sichtbarkeit, gleiche Rechte und Akzeptanz zu kämpfen.
Beim CSD ging es nie darum, nur nebeneinander -oder gar gegeneinander- zu marschieren, zu feiern und zu fordern. Es geht seit Jahren auch um ein Miteinander und Füreinander - nicht nur beim CSD. Schließlich können wir nur im solidarischen Miteinander gesellschaftliche Gleichstellung und Fortschritte erreichen, die uns als Schwule, Bisexuelle, Transgender und eben auch als Lesben gemeinsam betreffen. Da darf es kein Gefälle zwischen den einzelnen Gruppen in unserer Community geben. Das drückt sich im Motto klar aus und hat lange Tradition. Bereits 1985 veranstalteten Lesben und Schwule gemeinsam eine Kulturwoche Viorosa. 1992 war Rosa Liste die erste Gruppierung, die sich ausdrücklich schwul-lesbisch verstand. Heute sind die meisten Vereine gemischt, von den Sportvereinen bis zum Jugendzentrum, und wir bringen Projekte, wie zuletzt die Münchner Regenbogenstiftung, gemeinsam auf den Weg.
Auch die Stadtpolitik nimmt die Lesben verstärkt in den Blick. Dank dem Einsatz der Rosa Liste wird die Lesbenberatungsstelle LeTRa seit 15 Jahren städtisch gefördert und konnte in diesem Jahr als immer noch einzige Lesbenberatungsstelle in ganz Bayern ihr Jubiläum feiern. Auf Initiative von Lydia Dietrich und mir hat der Stadtrat im letzten Jahr lesbische Sichtbarkeit zum Schwerpunkt städtischer Gleichstellungspolitik gemacht. Und auf unsere Initiative wurde in diesem Jahr Dr.Lising Pagenstecher als Pionierin der Münchner Lesbenbewegung mit „München leuchtet“ städtisch geehrt.
Gerade die Münchner Erfolgsgeschichte zeigt, dass sich gemeinsames schwulen- und lesbenpolitisches Engagement lohnt. Die Community ist sichtbarer denn je. Das Klima in der Stadt insgesamt lesben- und schwulenfreundlich. Aber das reicht nicht.
Ein schwuler Außenminister und die „Homo-Ehe“ garantieren noch keine gesellschaftliche Gleichstellung und Akzeptanz. Die Ehe steht uns immer noch nicht offen. Die Adoption wird uns verweigert. Das Grundgesetz garantiert uns auch nach über 60 Jahren noch keine Gleichstellung. Im Alltag müssen wir immer noch Abwertungen, Ausgrenzungen und Diskriminierungen erfahren. Am Arbeitsplatz ist nur die Hälfte offen schwul oder lesbisch, bei Jugendlichen nur zehn Prozent. Außerdem profiliert sich die katholische Kirche immer homophober, anti-homosexuelle Gewalt ist für viele traurige Realität, in Meinungsumfragen sinkt die Akzeptanz.
Wir dürfen uns mit dem Erreichten also nicht zufrieden geben und müssen auch in Zukunft auf bestehende Defizite hinweisen, erfolgreich Politik machen. Dafür ist Solidarität gefragt, in unserer Community und in der ganzen Stadt. Denn sichtbare Gleichberechtigung darf nicht als Bedrohung empfunden werden, auf die mit Abwertung und Ausgrenzung reagiert wird, sondern als Bereicherung. Die bunte Vielfalt bereichert unsere Community und eine vielfältige, solidarische und aktive Szene bereichert die Stadt. Von unseren Freiheiten und Lebensstilen profitieren nicht nur wir in der LGBT-Gemeinde gegenseitig, sondern auch alle anderen in der Stadt. Dies sollte für uns alle selbstverständlich sein.
Wenn dieses solidarische Miteinander aber in den letzten Monaten vereinzelt immer wieder in Frage gestellt wurde, dann sind die Veranstaltungen der Pride Week eine gute Gelegenheit, über unterschiedliche Interessen, schwul-lesbische Zusammenarbeit und gemeinsame Solidarität ins Gespräch zu kommen.
Den vielen Frauen und Männern, die durch ihr unglaublich großes ehrenamtliches Engagement, den CSD überhaupt ermöglichen, sage ich herzlich Danke. Und uns allen wünsche ich einen schönen, friedlichen und solidarischen CSD: Lesben vor!
Euer
Politischer CSD-Sprecher
und Stadtrat der Rosa Liste
Thomas Niederbühl